Chatbots: Stufen des Niedergangs

In dem Dokument Chatbots - Verlust der Umschuld habe ich behauptet, dass die guten Zeiten für den Gebrauch von Chatbots leider zu Ende gehen und man die kommenden Monate ausnutzen sollte, um noch Freude mit ihnen zu haben. Der folgende Text soll die Indizien für die Richtigkeit dieser Behauptung auflisten.

Qualitätsverlust der Trainingsdaten
 

Hinter den Chatbots stecken die Large Language Models. Sie müssen trainiert werden. Das geschieht mit Abermilliarden von Daten. Diese Daten verlieren sozusagen im Monatstempo an Qualität. Gründe dafür sind die wachsende Kommerzialisierung, die übermäßig zunehmenden Wiederholungen von bereits digital Vorhandenem und der schnell wachsende Anteil von KI-Daten, d.h. Daten, die laufend durch Künstliche Intelligenz erzeugt werden. Bei jedem zukünftigen Basistraining wird sich dieser Qualitätsverlust bemerkbar machen.

Qualitätsverlust durch Werbung
 

Das Angenehme an den Chatbots bis heute ist die fehlende Belästigung durch Werbung. Das ändert sich. Das Betreiben der Chatbots ist zurzeit ein Verlustgeschäft. OpenAI hat mit ChatGPT im Jahr 2024 zugegeben fünf Milliarden Dollar Verlust gemacht, die Prognose für 2025 lautet neun Milliarden. Das Defizit soll (unter anderem) durch Werbung verringert werden. OpenAI sucht zurzeit einen Top-Manager, der dafür ein Konzept entwicken soll.

Untergang im Mainstream
 

Der Versuch, durch mehr Emotionalität die Bindung an die Geräte zu erhöhen, ist unverkennbar. Emotionen sind aber in hohem Grad individuell. Das ist ein Hindernis für die Digitalisierung. Abhilfe verspricht die Standardisierung emotionaler Befindlichkeiten oder zumindest ihre Reduzierung auf ein paar Grundtypen. Um damit wirtschaftliche Erfolge zu haben, braucht es anspruchslos gewordene (oder gemachte) Menschen.

Und die Zukunft?

Wir wissen nicht, wo die Reise enden wird. Vielleicht verschwinden die Chatbots vollständig. Vielleicht gehört die Zukunft kleineren themenspezifischen Systemen, die mit sorgfältig ausgewählten Daten trainiert wurden. Vielleicht mutieren sie zu persönlichen Agenten oder Avataren für unser betreutes Leben und Denken. Vielleicht werden die heutigen Errungenschaften durch eine neue Virtual Reality aufgesogen. Zu viele Vielleichts.

Karl Schmitz • Oktober 2025