Microsoft 365 Änderungen September 2022
Die KI-Integration kam eher harmlos daher, mit Vorschlägen, mit wem man mal wieder Kontakt aufnehmen solle und Ähnlichem. Inzwischen scheint sich der Nutzungsumfang doche deutlich auszuweiten.
Die für September 2022 angekündigten Erweiterungen lassen sich als Nutzungsfunktionen von Künstlicher Intelligenz charakterisieren. Im einzelnen handelt es sich um folgende Funktionalitäten:
- Automatische Klassifizierung von „Abgängern“, d.h. Personen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie das Unternehmen verlassen wollen.
- Erkennung des Verdachts auf sexuelle Belästigung.
- Sabotage-Klassifizierung durch Auswertung von Nachrichten, die mögliche Handlungen zu absichtlichen Zerstörungen erkennen lassen.
- Compliance-Verletzungen (angezeigt durch einen Geschenke- und Unterhaltungs-Klassifizierer).
- Warnungen vor Verdacht auf Geldwäsche.
- Hinweis auf Anzeichen über Aktienmanipulationen (Kauf, Verkauf oder Haltung verdächtiger Aktien).
- Unbefugte Offenlegung oder Weitergabe vertraulicher Informationen.
- Aufdeckung geheimer Absprachen am Arbeitsplatz (z.B. Preisabsprachen, Einkaufsstrategien, Nutzung von Geschäftsgeheimnissen).
- Abschätzung von Insider-Risiken (Im Original: „Microsoft Purview Insider Risk Management correlates various signals to identify potential malicious or inadvertent insider risks, such as IP theft, security and policy violations, and more”).
- Allgemeine Hinweise zu Verstößen gegen nicht gesondert überwachte Richtlinien.
- Verletzung von Kommunikationsrichtlinien (z.B. Freigabe von Medienkanälen mit nicht jugendfreien Inhalten).
- Überwachung von Richtlinien zur Verhinderung von Datendiebstahl und Datenverlust.
Quelle: Microsoft Purview Compliance Portal
Diese Funktionen beruhen auf maschineller Erkennung von Mustern in den Inhalten aller im M365-System zugänglichen Dokumente und werden durch Algorithmen gesteuert, die auf das Hintergrundsystem Microsoft Graph zugreifen und von Microsoft nicht offengelegt werden. Man fragt sich schon, wie aus dem üblichen Bürogeschehen solche weitreichenden Schlüsse gezogen werden können.
Das Verfahren stellt eine neue Dimension von Verhaltensüberwachung dar und weist eine extrem hohe Gefahr von Fehlurteilen auf.
Rechtlich interessant ist auch die Frage, ob das Grundrecht des Briefgeheimnisses dadurch umgangen werden kann, dass eine Maschine die Dokumente liest und ihre Auswertungsergebnisse dann natürlichen Personen zur Verfügung stellt.
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Karl Schmitz, Juni 2022 |
tse Hamburg