e-Commerce Business-to-Business (B2B)

B2B-Marktprognose Ende 2000

Stehen B2B-Softwarehäusern rauhe Zeiten bevor? Zu Beginn des Jahres 2000 war B2B in aller Munde, aber Analysten sagten längerfristig eine zurückgehende Wirtschafts-Entwicklung voraus. Branchenspezialisten hielten jedoch an der Aussage fest, dass B2B sich sogar eher auf dem Aufwärts- als auf dem Abwärts- trend befindet, da B2B Marktplätze die Beschaffung von Gütern zu einem optimalen Preis ermöglichen. Die Zahlen des 4. Quartals 2000 scheinen diese Vorhersagen zu widerlegen. Chris Shilakes, ein Analyst von Merrill Lynch, erklärt, dass lediglich zwischen 8% und 10% der grössten Unternehmen der Welt bisher Software nutzen. Bei der momentanen Wirtschaftssituation verhalten sich Investoren relativ zögerlich. Trotzdem ist Shilakes für das Jahr 2001 optimistisch und erwartet eine grosse Anzahl an B2B Software Herstellern, die Ihre Produkte auf den Markt bringen und positive Ergebnisse erbringen werden.

Analysten der Boston Consulting Group erwarten, dass nur ein bis drei der grösseren online Marktplätze in den jeweiligen Branchen überleben werden.

Dez. 2000 - Wieder eine "Erfolgsmeldung": Spar schließt Münchner Online-Versand. Die Spar-Gruppe stellt ihren Lebensmittelhandel über das Internet ein. Nach der Direktkauf AG ist dies das zweite Unternehmen, das innerhalb von sechs Monaten seinen Rückzug ausdem Online-Geschäft antritt.

Die e-Commerce-Konzepte lassen sich unterscheiden nach Business-to-Customer (B2C) und Business-to-Business (B2B). Während die B2C-Entwicklung so dahindümpelt, konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die B2B-Szene, v.a. wegen der Börsenerfolge vieler StartUp-Firmen, Paradebeispiel ist die Firma Dell. Die Zahl der Online-Shopper ist in Deutschland iinnerhalb eines Jahres zwar um 162 Prozent gestiegen. Aber: 75 Prozent aller Firmen haben keine Strategie für E-Commerce. Dies ist das Ergebnis zweier repräsentativer Studien der Consulting Partner GmbH und des Instituts für Demoskopie in Allensbach (November 2000).

Business-to-Business ist nichts Neues. Dazu Dominik Grollmann in InternetWorld 5/2000, S. 37:

Wenn die Großhändler beim Hersteller und die Einzelhändler beim Großhändler nicht mehr per Telefon und Fax, sondern per Modem und Mausklick ordern, nennt man das dann e-Commerce, Typ Business-to-Business. Also im Wesentlichen Alter Wein in neuen (Software-)Schläuchen. So werden die Prognosen, dass im Jahr 2003 20 Prozent des Handels online abgewickelt werden (Ernst & Young), auf 6 Prozent zurückgenommen (tatsächlich 1999 unter 1 Prozent).

Daimler-Chrysler rechnet mit 15 bis 30 Prozent Kostenersparnis im Einkauf und mit einer Reduzierung der Durchlaufzeiten im Bestellwesen um 70 Prozent.

B2B bietet - auf der Grundlage konsequenter Diditalisiertheit des den Geschäftsprozess begleitenden Informationsflusses beachtliche Rationalisierungspotenziale, wie die folgende Tabelle am Beispiel der traditionellen Beschaffung im Vergleich zum E-Procurement zeigt:

Klassische Beschaffungsweise in einem Unternehmen E-Procurement
Bedarfsidentifikation x
Vorab-Marksondierung entfällt
Erstellen der Bestellanforderung x
Genehmigungsverfahren entfällt
Budgetkontrolle entfällt
Freigabe der Bestellanforderung entfällt
Angebotseinholung entfällt
Angebotssondierung und Vergabevorschlag entfällt
Bestellschreiben entfällt
Einkaufscontrolling entfällt
Warenlieferung an die Warenannahme x
Wareneingangsmeldung x
Rechnungseingangsbuchung entfällt
Rechnerische Rechnungsprüfung entfällt
Preisliche Rechnungsprüfung entfällt
Technische und sachliche Rechnungsprüfung entfällt
Zahlungsanweisung entfällt
Quelle: Computerwoche 29/2000, S. 46

So wird deutlich, warum bei traditionellem Verfahren die Bestellung eines Bleistiftes durchaus 100 DM kosten kann. Natürlich stellt die linke Seite der Tabelle trraditionell-rückständige, die rechte Seite modern-optimistische Abläufe dar. Aus der "Propagandakluft" beider Seiten leben die E-Commerce-Vermarkter.

Abgesehen vom Einsparpotential vieler unter e-Procurement entfallender Tätigkeiten besteht der entscheidende Vorteil in der Einsparung von Zeit. Die Aktionen können jetzt on demand und just in time erfolgen.

Der Stoff, aus dem alle Cyber-Träume sind, heißt Aufmerksamkeit. Davon haben die ersten e-Commerce-Aktivitäten profitiert. Die Zeiten, in denen man automatisch im Internet für jede gute Idee Aufmerksamkeit geschenkt bekam, sind inzwischen vorbei. Übrig geblieben ist nur, dass das Tempo, mit dem neue Ideen auf den Markt geschmissen werden, ungemein zugenommen hat. Und viele Services funktionieren einfacher, schneller und günstiger, weil sich Tausende von Arbeitsplätze einsparen lassen.

Stand September 2000