Der Wandel der Arbeitskultur

in der Geschichte

Beim Übergang der Feudalwirtschaft zur Marktwirtschaft passierte etwas Ähnliches wie heute beim Eintritt in das Informationszeitalter:

Die damaligen Eroberer Amerikas waren die Erben einer feudalistischen Aristokratie. Wie selbstverständlich gingen sie davon aus, daß die neue Welt mit Adeligen, Leibeigenen oder Bauern aufzufüllen und in Grafschaften, Fürstentümer und Königreiche aufzuteilen sei (so Michael H. Goldhaber in: Die Aufmerksamkeitsökonomie und das Netz -). Doch was die Siedler zu ihren Eroberungszügen trieb, war etwas ganz anders. Es war das industrielle Marktsystem, das nicht wie in Europa von den Resten des Feudalismus behindert wurde. Die Welle kehrte erst später nach Europa zurück.

Wir leben in einer Übergangszeit. Eine Neue Ökonomie macht sich über das Netz breit und drängt mit wachsender Geschwindigkeit die Geldökonomie in den Hintergrund. Die Matadoren der Alten Ordnung tun zuweilen so, als ob sie von diesem Prozeß nichts merkten. Sie werden ihre Macht verlieren, auch wenn sie es heute noch nicht wahrhaben wollen.

Am Ende der Feudalzeit erreichten Pomp und Selbstdarstellung des Adels einen niemals zuvor existierenden Höhepunkt:

    prächtige Rüstungen,
    aufwendige Turnierkämpfe,
    raffinierteste Förmlichkeiten,
    herrlichste Trauungen,
    immer stärkeres Interesse an der Abstammung.

Aber das alles hatte jede reale Funktion oder Bedeutung eingebüßt. Genauso ist das heute beim Übergang in das Informationszeitalter: Der Aktienmarkt klettert immer höher. Der Reichtum an Geld scheint mehr denn je Grund der Berühmtheit zu sein. Selbst die Shareholder-Value-Orientierung kann man als lediglich einen letzten Aufschrei der daniergehenden Geld-Ökonomie betrachten.

Doch dabei handelt es sich um Zeichen des Niedergangs. Sie sind bereits überlagert vom wachsenden Begehren nach Aufmerksamkeit. Wir leben in einer Übergangszeit