Ein neuer Hoffnungsträger?

Bild war dabei. Der neue Wirtschaftsminister sollte auf die Titelseite. Aber was schreiben – über ein unbeschriebenes Blatt?

Beispielsweise: "Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg – Müssen wir uns diesen Namen merken?" So hat Bild am Dienstag (10. Februar 2009) aufgemacht.

Inzwischen steht fest: Nicht so ganz richtig. Abgekupfert bei Wikipedia. Die vielen Vornamen des neuen Ministers aber hatte dort ein Witzbold kurz nach seiner Nominierung zusätzlich noch um einen Wilhelm (achter Vorname von links) ergänzt (inzwischen wieder korrigiert).

"Die Süddeutsche tat's Bild nach. Und der Spiegel ließ den Hadschi Halef Omar (Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah) der CSU seinen Namen sogar in wörtlicher Rede aufsagen.

Dutzende Blätter benamsten den neuen Wirtschaftsminister ausgiebig und – weil von Wikipedia abgeschrieben – falsch. Denn nur so lassen sich mit dem Wenigen, was man über ihn weiß, die Zeitungsspalten füllen.

Nominiert worden ist er, weil er jung ist, so wie's sein Parteivorsitzender mag, und Franke, so wie die, die diesen Parteivorsitzenden nicht mögen, aber von ihm besänftigt werden wollen. Das genügte ganz offenkundig als Qualifikation.

Karl Theodor usw... zu Guttenberg steht damit in einer langen Tradition. Denn die meisten Wirtschaftsminister zuvor waren – und blieben – ebenfalls unbeschriebene Blätter. Man erinnert sich bestenfalls noch daran, dass sie – bislang sechs von 15 - in der FDP waren.

Das genügte angesichts der jeweils knappen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag häufig als Kompetenznachweis. Ihnen half ihr Parteibuch so wie dem Neuen seine fränkische Herkunft. Dass solche Leute keinen größeren Schaden anrichten konnten, zeugt von der Stabilität, die die bundesdeutsche Wirtschaft bislang auszeichnete,"

soweit Achim Killer im Silicon-Pressedienst vom 13.2.2009.

Auch der bekanntlich der Mehrheits-Regierungspartei gewogene Focus weiß wenig mit dem neuen Hoffnungsträger anzufangen:

"Seine Feuertaufe im Bundestag hat der neue Wirtschaftsminister ... unfallfrei überstanden. Rhetorische Brillanz und Witz ließ der mit 37 Jahren jüngste Wirtschaftsminister der Nachkriegsgeschichte am Freitag aber vermissen. Auch fehlte seiner Rede jeder Neuigkeitswert.

Stattdessen bemühte sich der bisherige CSU-Generalsekretär angesichts der schweren Wirtschaftskrise um einen staatsmännischen Auftritt. Seine Hauptbotschaft war ein wenig überraschendes Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft, was ihm im Parlament eher pflichtschuldigen als begeisterten Beifall einbrachte.

Grauer Anzug, schwarze Schuhe, hellblaues Hemd, hellblaue Krawatte, sowie korrekt nach hinten gekämmtes und mit Gel fixiertes Haar: Auch beim Outfit wagte der Sproß eines alten nordbayerischen Adelsgeschlechts keine Experimente und entschied sich für die klassische 'Politiker-Uniform'“.

So warten wir's ab.
Am 23. Mai sind sie vorbei, die 100 Tage, die man jedem Newcomer zugute hält.