Übergriffig ...

facebookFacebook, bisher reichlich bekannt für seine Datenschutz-Fußtritte und auch nicht zimperlich im Umgang mit den User-Daten. Jetzt aber wird es richtig heftig, denn der US-Konzern will sich offenbar nicht nur Zugriff auf die in seinen Social Media geposteten Fotos, sondern auf die komplette Kamera-Mediathek des Smartphones seine Nutzerinnen und Nutzer unter den Nagel reißen. Damit nicht genug, die erbeuteten Bilddaten sollen auch für das Training der KI-Modelle des Konzerns verwendet werden, und zwar nicht nur die geposteten Bilder, sondern alles, was sich in der Handy-Mediothek befindet.

Quelle: Sarah Perenz: Facebook is asking to use Meta AI on photos in your camera roll you haven’t yet shared, TechCrunch 27.6.2025, Maria Gramsch: Facebook will unveröffentlichte Fotos in Cloud speichern, Basic Thinking, 1.8.2025.

Das hat es bisher noch nicht gegeben, das ist neuer Datenklau-Rekord. Geschickt versteckt wird dieses Vorgehen in unschuldig daherkommenden Vorschlägen, nämlich die Bilder mit Hilfe von KI-Funktionen automatisch zusammenzufassen und den Benutzern als neue Sammlungen „vorzuschlagen“. Trostpflaster für die Benutzer: natürlich nur für ihren eigenen Gebrauch. Wer's glaubt. Die Bilder sind jedenfalls schon einmal in der Cloud des Konzerns.

Nun zieht das Kleingedruckte der Nutzungsbedingungen, den man ja zugestimmt hat: Facebook darf die Daten „zur Verbesserung seiner Services“ nutzen. An die Verwendung der Fotos tastet Facebook sich auf verschlungenen Umwegen heran. Man tut das erst einmal testweise, dann wird man weitersehen. Meta-Sprecherin Maria Cubeta: „Wir suchen nach Möglichkeiten, das Teilen von Inhalten für Facebook-Nutzer zu vereinfachen, indem wir Vorschläge für sofort teilbare und kuratierte Inhalte aus der Fotobibliothek einer Person testen“. Man hat dann zugestimmt, „dass Meta diese Bilder, einschließlich Gesichtsmerkmale, mithilfe von KI analysiert“, erstmal nur „sobald sie geteilt wurden“, sagt die Sprecherin. Erster Schritt des Datenraubzugs gelungen.

In Sachen Urheberrechte haben US-Gerichte keine Einwände gegen den Gebrauch für das KI-Training erhoben, allerding nur fürim Internet öffentlich zugängliche Daten. Fair-Use-Doctrin nennt sich das. Die,Daten werden schließlich nicht in Originalform wiedergegeben. Das KI-Training reißt sich ja jeweils nur Teile der in den Objekten enthaltenen Konzepte und Inhalte unter den Nagel und verwendet sie dann nur in veränderter Form, von gelegentlichen Pannen abgesehen selbstverständlich nur anonymisiert. Also kein Problem mit Datenschutz oder Urheberrecht.

Dass man die Ideen schlicht geklaut hat, wird großzügig übersehen. Außerdem was soll's, Ideen kann man ja nicht schützen. Ein Dilemma unserer Zeit. Auflösung: Nicht in Sicht.

Karl Schmitz • Juli 2025